Matjes, yes, yes, yes!

Genuss Gastrosophie 18.06.2016 keine Kommentare

Heiliger See Potsdam

 

Mit geschlossenen Augen höre ich das Rauschen des Meeres, das Klatschen der Wellen und das Schreien der Möwen. Nordsee! Dünensand zwischen den Zehen und Zähnen. Ja! Ich bin verrückt nach Meer und mehr davon. Herrlich diese Stunden der Erinnerung. Schietwetter Genuss, das passt prima. Wobei, das Unwetter blieb aus, doch dies nur am Rande. Die Sonne scheint nun vom blauen Himmel und der Heilige See liegt wie gemalt vor mir. Das ist pure Lebensfreude und dazu gönne ich mir heute einen schönen dicken Matjes.

 

Matjesstückchen mit Kartoffel

 

Die Saison hat grad begonnen. Der Startschuss ist der 15. Juni und die Holländer preisen ihn an, den Nieuwe Matjes. Den Neuen, den Einmaligen. Früher liebte ich es, wenn der Kultfisch aus dem Holzfässchen direkt aus Holland in die Küche kam. Es ist so wunderbar ihn pur von der Hand in den Mund zu schieben. Den Matjes am Schwanz gepackt, den Kopf in den Nacken gelegt und schwups rein damit. Köstlichst und herrlich zart und mild. Der jungfräuliche Mädchenfisch, Maagdenharing oder auch Meisjes wie die Holländer ihn liebevoll nennen. Mir schmeckt das! Pur und auch mal mit mehr; vielleicht Gürkchen oder Sauce? Jetzt denke ich mich nach Vrouwenpolder, im vergangenen Jahrhundert. Wir schreiben das Jahr 1985: ich sitze am Strand und schaue auf das Meer. Der Weg von Köln nach Zeeland ist nicht so weit. Ähnlich, als würde ich heute nach (oder sollte es auf? heißen) Fischland Darß fahren. Der größte Unterschied ist für mich der Gegensatz von Nordsee zu Ostsee. So hat eben alles seine Zeit.

Geben wir der Zeit, die Zeit die sie braucht und mir heute meinen kleinen, dicken Fisch. Mit Pellkartoffeln oder Schwarzbrot serviert, so schmeckt er klassisch. Manche mögen ihn auch mit Weißbrot und dazu eine leichte Senfsauce. Mir schmeckt die Vielfalt: jetzt wo der neue Matjes in der Fischtheke angeboten wird, esse ich ihn gern ohne Schnickschnack, mit kleinen Kartoffelscheiben und etwas Creme Fraiche. Meiner Matjesliebe gehört jedoch auch die Tunke*. Es ist eben wie im echten Leben, die Variationen sind die Krönung.

 

Ein Fischteller mit Matjes

 

Da es den Matjes das ganze Jahr zu kaufen gibt, gebe ich mich jetzt im Juni der Illusion hin, er sei wie früher ganz frisch gefangen. Ja, das ist er auch, aber er wird eben eingefroren. Der Fangfrische aus dem Meer muss in den Gefriervorgang. Irgendwie ist das schade, ich fühle mich einer Kindheitsidylle beraubt. Aber, dies dient unserer aller Gesundheit, die kleinen Jungfrauenfische tragen sogenannte Fadenwürmer in sich. Nematoden ist der Fachbegriff dafür und diese Mistbiester sind Parasiten und machen Menschen und Tiere krank. Da ist es angebracht, Vorkehrungen zu treffen und den frischen Fisch einmal schockzufrosten. Kindheit hin oder her; es gilt der Sieg der Vernunft. Umfangreiche Erklärungen rund um den Matjes liefern die Fischhändler und das große weite Netz.

 

Bilderrahmen rund um den Matjes

 

Nun freue ich mich auf das Wochenende und nehme mir die Zeit, die ich brauche. Wofür schlägt denn Ihr Herz so? Wofür nehmen Sie sich Zeit? Mit würde es sehr gefallen, wenn Sie mir etwas von Ihrer Zeit schenkten: erstens schreiben Sie mir doch bitte, wie Sie den Matjes mögen und zweitens sammle ich Leserrezepte zur *Tunke. Also, nehmen Sie Stift und Papier oder besser noch, senden Sie mir eine Mail oder nutzen Sie die Kommentarfunktion.

„Jedes Ding hat seine Zeit.“ Da bin ich sehr einig mit William Shakespeare und wünsche Ihnen eine ebensolche!

Ihre Katrine Lihn – mit der Zeit und ohne (immer auch ein Meisje 😉 )

 

Matjes, yes, yes, yes!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert