Rote Rosen

Genuss Gedanken 24.07.2016 keine Kommentare

bunt gedeckte Tafel

Sonntag! Zeit für Gedanken, für Freunde und ein gutes Mittagessen. Manchmal komme ich mir schon vor wie eine von diesen alten Schachteln, die immer was von Früher und Damals faseln. Echt, das nervt! Doch wo sind sie hin, die guten alten Zeiten? Gab es sie jemals? Oh ja! In den guten Zeiten da konnten Kaufleute Geschäfte per Handschlag besiegeln, da wurde keiner (Verzeihung) beschissen und Geldverdienen gehörte zum guten Ton und nicht zum Protzen.

Als ich Kind war, gab es gemeinsame Mahlzeiten und die Worte „bitte“ und „danke“ gehör(t)en zum täglichen Allerlei. Darüber haben wir gar nicht nachgedacht und NEIN, ich wurde nicht zu einem funktionieren kleinen Mäuslein erzogen. Haha, das ist bis heute deutlich zu merken. Selbstbewußt, autark, mit Regeln und Disziplin gewürzt mit viel Lachen zu gemeinsamen Ausflügen. Diese Ausflüge gehörten allerdings nicht zu meinen Favoriten, lieber spielte ich mit Omi und Opa eine Runde Karten. Ja, das waren gute Zeiten; in den 1960 und 70ziger Jahren.

 

In meiner Erinnerung werden die gedeckten Tische immer prächtiger, die Vasen voller bunter Blumen duftender und der Sonntagsbraten immer dicker. Im wirklichen Leben meiner Kindheit gab es eigentlich nie Braten, das ist so eine sentimentale Wunschvorstellung. Bei uns gab es am siebten Tag der Woche meistens Steaks, dicke Filetscheiben, die in einer cremefarbenen Sahnesauce platziert waren. Sahnesauce gehörte in diesen Jahren zum guten Ton, wie ein Cognac im kristallenen Schwenker mit Silberfuß. Dazu gab es wie selbstverständlich Tischmanieren! Hände hoch, Mund abwischen und nicht rumkaspern. Das ist mir so in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich es heute nur schwer aushalten kann, wenn mein Gegenüber mit dem Besteck rumfuchtelt und sich den Mund nicht an der Serviette abwischt. Ich war wohl schon eine ziemlich erwachsene junge Frau als mir bewußt wurde, dass das augenscheinlich nicht normal ist. Und Stoffservietten im täglichen Gebrauch scheinen tatsächlich die Ausnahme zu sein. Das mag dran liegen, dass Menschen nicht so häufig gemeinsam essen und Wäsche zu mangeln oder auch nur zu bügeln kein Tagestrend ist. Hach, in dieser Hinsicht bin ich dann eben doch eine alte Schachtel, ups.

Koketterie! Stimmt. Es liegt wohl am Sonntag. Heute fühle ich mich so nostalgisch. Die magische Anmut des gemeinsamen Moments begleitet mich seit den frühen Morgenstunden. Alleine zu speisen finde ich doof. Ein kleiner Haps für mich, jaja, daran habe ich mich gewöhnt. Es ist mir jedoch sehr viel lieber in der Gemeinschaft zu essen. Das muss gar nichts Großes sein, einfach zusammen sitzen und sich dem Tagesgeschehen hingeben. Das hat für mich Tradition! Das mag ich und deshalb freue ich mich immer über kleine Einladungen an den Tisch von Anderen. Essen ist für mich ein Ur-Stoff des Lebens, Gespräche sind die entsprechenden Gewürze. Mir ist es unbegreiflich, wie Menschen vor und in ihre Telefone (diesen sogenannten smarten Begleitern) glotzen, obwohl sie die Chance auf eine Unterhaltung haben. Sorry Leute, ich lehne das ab! Wer mit mir an einem Tisch sitzt, packt das Ding weg. So simpel es klingt, so einfach ist es. Punkt. Das hat mit Achtung und Respekt zu tun und ich bin so glücklich, dass während meiner Salons noch nie – ich schwöre! niemals ein Gast sein Telefon zog. Das scheint an der Wertschätzung der Tafel zu liegen und daran, dass Menschen froh sind, einfach mal abzuschalten. Im wahrsten Wortsinn.

RosenstraußVielleicht führt diese Wertschätzung zu einer Renaissance des Gemeinsamen. Zu einer Erneuerung des Miteinanders. Wer wollen wir sein? Egomane Einzelgänger oder gut gelaunte Zeitgenossen, die sich für ihre Umgebung interessieren? Die Sehnsucht nach Einfachheit und Landleben ist überall sichtbar, in den neuen Medien, den Zeitungen, doch im wahren Leben? Meist (noch) Fehlanzeige!

 

Sprechen wir doch einfach mit einander. Geben wir uns den Worten hin, lassen wir Sätze sacken, öffnen wir unsere Herzen. Was für ein schöner Gedanke zum sonnigen Sonntag.

Ihre Katrine Lihn – mit Lust auf Gespräche!

Rote Rosen

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