Die Kanarischen Inseln sind das Winterparadies der Europäer. Ab in den Flieger und schwups geht’s an den Strand. Sonne garantiert. Naja! Diesen Winter ist es hier so kalt wie schon lange nicht mehr.
Dennoch, Fuerteventura lockt Deutsche und Engländer gleichermaßen. Heute erzählt mir eine Einheimische, dass seit einigen Jahren auch Italiener und Franzosen den Weg auf die Insel finden. Sie lacht mich an und meint „es ist eher selten, dass Touristen den Kontakt zu uns suchen. Die Leute bleiben unter sich. Selbst die Deutschen, die hier leben haben ihre eigenen Kreise und sprechen kaum mehr als zehn Worte Spanisch.“ Wir lachen zusammen, trinken noch Jede einen Cortado und dazu Wasser con gas – also mit Sprudel.
Hier in die Straßen der Majoreros verlaufen sich nicht viele Touristen. Sie kommen eher wegen der Palmen und der Sonnengarantie. Diesen Winter gucken die Menschen zum Himmel und fragen die Reiseleitung „was ist mit dem Wetter?“ Ja, das Wetter macht den Urlaub. Sonst ist „man“ nicht zufrieden. Was tun, wenn nicht am Pool liegen? Autsch…
Eine wie ich, die sowohl Hotel und Flug direkt bucht gehört zu den Ausnahmen. In einem kleinen Reiseführer finde ich eine Notiz, die beschreibt, dass sich Einheimische (Majoreros) und Reisende nie begegnen. PUH!
Mit meinen Freunden aus Köln haben wir in den vergangenen Tagen Ausflüge unternommen. Die Insel angeschaut und wiederum Freunde getroffen, die schon seit mehr als dreißig Jahren hier leben. Auch sie sind erstaunt über meine Fragen nach ökologischem Landbau und dem Leben mit den Insulanern.
Meine Suche nach Urbanem und Kanarischer Küche wird erst mit Staunen dann mit großer Freude aufgenommen. „Du sprichst Spanisch?“ Schön wäre das. In den letzten Wochen habe ich jeden Tag mit meinem Unterlagen geübt und bin einmal die Woche zum Unterricht gegangen. Haha! Ich finde es nicht wirklich komisch dass ich hier immer auf Englisch angesprochen werde. Wobei? Gestern bei der Eisauswahl lacht die junge Frau mich an und fragt mich deutlich hessischem Akzent: „Eine Kugel oder zwei?“ Kommentare? Eher keine!
Fuerteventura ist ziemlich aufgeteilt. Im Norden, also hier in Corralejo leben vereinzelt Deutsche – toll – vier kenne ich schon. In den Hotels haben die Engländer die Majorität, nur in die TUI Häuser kommen zu 90% Deutsche.
Der Süden ist fest in Deutscher Hand. Die Freunde meiner Freunde wohnen in Costa Calma. Man spricht? nee ist klar: deutsch! Und am unteren Zipfel in Morro Jable und Jandia stehen die Terrassenhotels, die großen Anlagen und Clubs. Von wegen Kanarisch! Urban? Keine Spur – och menno!
Stille und Urbanität finde ich aber trotzdem. So! Auf meinen Wegen. Im Land, ausserhalb der Ortschaft und in kleinen Örtchen. Allein! Das Meer rauscht, die Wolken hängen tief und bin am Strand – allein. Wie wundervoll!
Dann lauf ich wieder durch Gassen, geh in Supermärkte und guck mal den Leuten in ihre Augen. Und? Claro! Mit meinen paar Brocken Spanisch freuen sich die Majoreros über Anerkennung und Wertschätzung. Ich bin im Land der Tapas, der kleinen Gambas und des leckeren Schinken. In meinem Glas schimmert ein kühler Weißwein von der Insel La Palmas.
Urlaub bedeutet für mich Entdeckungen, andere Menschen zu treffen, Neues zu erleben, Kulturen und Genuss zu entdecken, zu erschmecken. Der Eroberer von Fuerteventura Jean de Béthancourt soll nach seinen ersten Eindrücken hier gerufen haben „Que fuerte aventural!“ – „welch ein Abenteuer“
Es bleibt also spannend in den nächsten Tagen und ich verspreche sowohl vom Hotel als auch von meinem eigenen „aventural“ zu berichten.
Katrine
Lihn – buenas noches y sonar con algo