Die Küche als mein Lebensraum, das ist mein inniger Wunsch, ja! Und es ist bereits ein Stück gelebter Lebenstraum. Mein Traum, den ich mir immer und immer wieder verwirkliche. Für mich ist kochen ein Lebenselixier und vielmehr als nur in den Töpfen zu rühren. Kochen ist für für mich ein sinnliches Erlebnis, mit Hingabe bereits beim Einkaufen die Speisen auszusuchen. Dabei überlebe ich, was ich womit kombinieren und wann ich was „nur“ für mich koche und welche Köstlichkeiten ich mit meinen Gästen teile. Kochen ist für mich tatsächlich Liebe und das ist nicht nur so dahin gesagt. Im Topf zu rühren ist Nähe und verbindet.
Heimweh zum Herd! Das verspüre ich immer wieder. Auf meinen kleinen Ausflügen, bei Besuchen und vor allem (was jedoch sehr selten vorkommt) wenn ich in einem Hotel „absteige.“ Das ist mal wundervoll sich verwöhnen und bedienen zu lassen; gucken und schmecken was Andere kreieren. Spannend. Das ABER bleibt. Die Liebe zum Detail geht leider häufig unter. Bewußt sage ich häufig, denn es gibt sehr wohl Menschen in Küchen, die sich sehr genau überlegen, was sie womit kombinieren und in welcher Jahreszeit sie was aus dem Topf oder dem Ofen holen. Das macht Freude und das ist um so schöner, wenn ich die Gelegenheit habe, mit diesen Herrschaften eine Runde zu plaudern. Andere Länder, andere Sitten. Was wächst hier und dort? Warum essen Italiener täglich Nudeln und andere Völker Reis. Essen und kochen sind nicht nur sinnstiftend, sie verbinden auch. Das Miteinander bringt uns näher.
Es steckt Sehnsucht zur Gemeinschaft an der Tafel. Gekocht, gegessen und gesungen. Das ist eine Art des Umgangs den ich mir wünsche. Statt „gesungen“ können wir auch gesprochen oder erzählt nehmen. Bei mir wird immer Frisches eingekauft und das Gemüse kommt direkt aus dem Boden. „Gib Deinem Bauern die Hand“ ist ein Thema für Heute und Morgen. Die Unterstützer vom „The Food Assembly“ bringen Erzeuger und Verbraucher zusammen. Das ist eine gute Art, regional einzukaufen, die Menschen hinter den Produkten kennenzulernen und auf eine leichte Weise zu verstehen lernen, dass viel Arbeit in den guten Produkten steckt. Da erhält der vielfach bemühte Werbespruch … weil ich es mir wert bin … einen anderen Geschmack. Und was essen Sie besonders gern?
Wie wollen wir uns zukünftig ernähren? Was kochen wir für uns und unsere Lieblingsmenschen? Was stellen wir auf den Tisch? Das Leben in seiner stetigen Veränderung zeigt, dass sich die Nahrung ändert und vielfach wird Essen als Religion betrachtet. Das Mittel zum Leben, das uns Halt geben soll? Soweit würde ich nicht gehen. Dennoch gibt es einige Wissenschaftler, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Gern höre ich mir im Radio dazu Gespräche und Debatten an, genau das Richtige für einen gemütlichen Nachmittag mit Tee zum Keks.
Für gemütliche Stunden jetzt im wirklich grauen November koche ich immer und immer wieder Kartoffeln. Als Suppe, als Stampf, als Brei. Dazu gibt es nach Gusto, Tagesform und Lust mit Laune gebratenen Fisch, feste dicke Steinpilze oder einfach ein Kräuteröl. Die Suppe koche ich aus mehligen Kartoffeln, dazu gebe ich immer auch eine Möhre und natürlich Lorbeer, Wacholder und Salz. Mehr muss nicht sein. Übrigens schmeckt mir diese Suppe auch einfach pur aus einem Becher getrunken.
Ausprobieren lohnt sich. Jetzt ist genau die perfekte Zeit um Neues auszuprobieren. Ran an die Töpfe und los geht es. Mit Freude am Genuss rühren, stampfen und mampfen. Das macht so viel Spaß! Holen Sie sich die Sehnsucht in die Küche. Vielleicht spüren Sie nicht wie ich, das Heimweh zum Herd, aber vielleicht ist es ein großartiger Moment für den Anfang, schließlich setzt jede Art von Handeln einen Anfang voraus.
In dieser Zeit, der sogenannten vierten Jahreszeit gönne ich mir Stunden des Nachdenkens (jaja.. ich denke immer nach), lasse eine Art versöhnende Kraft durch mich fließen. Der Totenmonat November macht mich ganz warm, die Gedanken schweben so vor sich hin und ich gebe mich hin. Rund um mich herum höre ich viele Fragen, zu manchem Ach und Weh. Um so wichtiger ist es, sich erstens gut zu (er)nähren und zweitens sich in den Austausch mit Anderen zu begeben. Gehen wir in den Dialog mit Anderen. Lassen wir uns nicht ein auf eine Art Hexenjagd. In diesem Sommer hatte ich die Gelegenheit das gleichnamige Stück von Arthur Miller in Bad Hersfeld bei den Festspielen zu erleben. Es war vielmehr als nur ein Bühnenstück zu sehen. Bis heute denke ich daran und mache mir bewußt, wie schnell es gehen kann, dass sich die Vorzeichen ändern. Die Freiheit, Herrschaften, ist das Beste was wir haben. Doch gelten diese Regeln wirklich für alle Menschen gleich? Gelten die Regeln des Friedens und der Freiheit auch für ethnische Andersdenkende? Was wissen wir denn über die jeweils Anderen?
Viele Fragen stecken in unserer Zeit. Das stimmt und das stimmt auch wieder nicht. Denn jede Zeit hat ihre eigenen Fragen, Ideen und Unverträglichkeiten. Doch eins steht außer Frage und jedem Zweifel, der November mit seinen Gedenktagen an unsere Ahnen (Allerheiligen, Totensonntag), an die brennenden Synagogen (Pogromnacht), den Mauerfall bis hin zum 1. Advent lässt Sehnsüchte, Heimweh und Erinnerungen wachsen.
Mein Heimweh zum Herd zeichnet sich durch die Liebe zum Land aus, zur Muttererde und dem was wir ernten, gepaart und untermauert mit meiner Eigenständigkeit, meiner Unabhängigkeit und Freiheit. Ich kann jedes Land lieben wie mein eigenes, ich kann an (fast) jeden Ort dieser Welt reisen und ich kann mit all denen sprechen, die sich mit mir unterhalten wollen. Heimweh meint auch Tradition, Zuverlässigkeit, Ehre und Achtsamkeit.
Ihre Katrine Lihn – rührend im Topf …
… noch auf ein Wort mit Mahatma Ghandi: „Die sieben Todsünden der modernen Gesellschaft: Reichtum ohne Arbeit, Genuss ohne Gewissen, Wissen ohne Charakter, Geschäfte ohne Moral, Wissenschaft ohne Menschlichkeit, Religion ohne Opferbereitschaft, Politik ohne Prinzipien.“