Mein Erbsenstoff

Genuss Salon 07.05.2016 keine Kommentare

bunter SalatEssen müssen wir, immer. Nahrung steht zur Verfügung, doch das und oder die Lebens-Mittel haben sich sehr verändert und somit auch uns, den Verbraucher. Ist es nicht vielmehr so, dass der Wandel der Gesellschaft die Essregeln auf den Kopf stellt? Haben wir dem Überfluss nicht auch den Frust zu verdanken? Aus allen Ecken und auch von den höchsten Dächern pfeifen es die Spatzen; Angst und Askese machen sich breit. Hier kommen Detox und Low Carb zum Einsatz, gesellen sich zum Wurstersatz um an der nächsten Ecke allen Milchprodukten an den Kragen zu gehen. Heißt das Regelwerk noch Ernährung oder möchten die geneigten Alles-Verweigerer damit die Welt retten? Kontroverse Diskussionen in der Markthalle Neun in Berlin, am Stammtisch der Slow Food Freunde und so richtig happig beim Angrillen zur Würstchensaison 2016.

Also liebe Freunde des Genusses, liebe Kulinariker, diese Diskussionen finden schon seit längerer Zeit ohne mich statt, denn ich habe keine Lust auf moralinsaure Argumente und sauertöpfisches Gemurmel über Fleischverzehr. Ich wünsche mir etwas mehr Gelassenheit, eine ordentliche Portion Nonchalance und fröhliches meist innerliches Grunzen beim Verzehr der Lieblingsspeisen. Mir ehrlich egal, ob das nun Tofu-dingsbums oder Thüringer-was-auch-immer sind. JA! schön wäre es, wenn keine Billig-Lebensmittel auf den Tellern lägen und die Milch ordentlich bezahlt würde. Dennoch gibt es eben immer die Ausnahme von der jeder Regel, ach tatsächlich auch bei mir; und der Genuss ohne Reue stellt sich bei einer knusprigen Portion Süßkartoffelchips mit Kräutermumpe ein. Genuss zum Samstag!

Und dazu interessiert mich sehr, was auf Ihre Teller kommt. Diese Frage nach der Sinnhaftigkeit des Lustprinzips stelle ich immer gern mal wieder, denn so einfach lässt sich dieses Thema nicht erklären. Die Studien dazu (was für eine Überraschung 😉 ) ändern sich immer wieder; ist es der soziokulturellen Entwicklung geschuldet oder doch eher biokulturell? Die Ernährungsgebräuche unterliegen heute nicht mehr Notwendigkeiten oder Zwängen, es sei denn, diese sind selbst auferlegt -Nahrung ist zu jeder Zeit verfügbar. Da hilft der Blick über den Tellerrand, was hier meint; denken hilft! Wer Schnitzel kauft, die billiger sind als das Futter für seinen Vierbeiner geht mehr als irr. Verzeihung! Ob es einfach getan ist, dann gar kein Fleisch zu konsumieren und sich dafür künstlichen Ersatzstoff aus chemischen Substanzen auf die Zunge zu legen, bezweifle ich. Punkt.

Erbsencreme mit ErdbeerenMir geht es wie hinlänglich bekannt, um die gute Alltagsküche. Qualität heißt Regionalität fundiert mit Wissen um Grundnahrungsmittel der Jahreszeiten. Wer einmal angefangen hat, sich mit den Bauern zu unterhalten, wer sein Gemüse vom Feld kauft, wird den Geschmack nicht mehr missen wollen. Und der Preis ist fair und oft sogar günstiger als beim Billigheimer von nebenan. Das könnte also auch Ihr Stoff sein, aus dem die zukünftigen Träume sind; denn tatsächlich lässt sich so etwas wie Ur-Geschmack erlernen oder besser gesagt zurück schmecken; zurückbringen.

Wer selber kocht und experimentiert weiß seine Mahlzeiten zu schätzen. Erobern Sie sich die Welt Ihres eigenen Geschmacks zurück. Die beste Zeit dafür ist jetzt.

Dazu serviere ich heute Frisches „für-auf-Brot,“ „zu-jeder-Nudel“ und einfach „vom-Löffel-gelutscht.“ Frische Erbsen (100gr – oder auch gefrorene) kurz in Butter schwenken, mit wenig Salz würzen, dafür etwas mehr Zitronensaft nehmen und einige Minzblätter; daraus mit dem Pürierstab einen Brei herstellen. Unter diesen ungefähr 100gr Joghurt heben. Sollte der Aufstrich noch zu dick sein, einfach etwas Wasser unterrühren, bis die Cremigkeit stimmt, das ist ja Geschmacksache, abschmecken: fertig! Dieser Erbsenstoff schmeckt wunderbar auf geröstetem Brot unter geschnittenen frischen Erdbeeren.

Diese Art Aufstrich gelingt sowohl mit Kräutern, als auch Spargel. Sowieso mit Erbsen und Möhren (bitte schön getrennt von einander) und selbstverständlich auch mit Obst, wie Erd-Him+Heidelbeeren; wobei Obst und Kräuter roh zu verwenden sind. Das Prinzip ist kinderleicht wie bei der Herstellung von Pesto; hier verwende ich jedoch weder Käse noch Öl. Das macht den Erbsenstoff so einmalig leicht und vielseitig kombinierbar. Also ausprobieren lohnt sich.

Viel Freude zum eigenen Genuss wünscht Ihre Katrine Lihn

„Der ganze Tag erscheint schön, gleich Straßen, die zum Meer führen.“ (Aus Wind, Sand und Sterne von Antoine de Saint-Exupéry)

 

Ufer des Heiligen See Potsdam

 

Mein Erbsenstoff

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