Vom Essen zum Genuss

Genuss Salon 23.02.2016 3 Kommentare

Genuss der Vergangenheit: geschnittene Ur-Möhren Du bist was Du isst! Das ist das Thema des Genuss Salons in Hamburg Winterhude. Wir treffen uns in einer wirklich gemischten Runde, sieben Frauen und ein Mann. Interessiert, munter und durchaus kritisch. So geht Salon, so wird diskutiert! Sachlich, kompetent, ein zwei Mal gehen die kleinen Gemütspferdchen durch – herrlich!

Worum geht es? Die Begrüßungsrunde startet wie gewohnt mit einigen Minuten für jeden Gast; mein Name ist und die Frage für heute lautet: Wie schmeckt das Lieblingsessen, bzw. gibt es eine Speise, die besonders im Vordergrund steht, weil sie vielleicht Trost spendet oder an etwas Bestimmtes erinnert? Sofort leuchten die Augen der Gäste, das Thema macht sehr glücklich; denn Erinnerungen, Kindheit und Geschmack beleben die Sinne des Lebens! Bitte zu Tisch, der erste Gang wird wie immer von mir serviert. Vom Essen zum Genuss: moderne Möhrensuppe

Heute gibt es eine heiße Suppe von Urmöhren, dazu einen gemischten Salat mit Kiwi und kleinen Flußkrebsen – die Freunde aus aller Welt dürfen dabei sein. Ohne Exoten wäre das Leben doch nur halb so spannend; es geht um den gastrosophischen Geschmack und da dürfen „alle an Bord.“ In unserer Kultur wird es niemals einen Staatsempfang ohne vorheriges Essen geben; Nichts eignet sich besser um die Gemüter zu besänftigen und Gesellschaften zu befriedigen als gute Speisen. Essgewohnheiten und Tischsitten der Gäste zu respektieren ist eine hohe Kunst in der Welt des Miteinanders – wenn auch die Politik nicht zu meinen Veranstaltungen gehört, so sitzt jedoch die Diplomatie immer auf einem der Stühle; denn sie macht sich das Essen seit Jahrhunderten zu nutze. Die europäische Esskultur wird zu einer Art Spiegel; Essgewohnheiten, Entwicklungen der Speisen und auch gesellschaftliche Werte lassen Rückschlüsse zu und darüber spreche ich heute mit meinen Gästen. Wie wird das Essen zum Genuss und wie gehen wir heute mit Nahrungsmitteln um? Warum fehlt die Gemeinschaft an der Tafel, Menschen essen für sich allein, auf der Straße, im Auto und nehmen kaum wahr, was sie sich auf die Zunge legen. Schade! Und auch ein Spiegel der Zeit.

Ein zentrales Thema beschäftigt die Runde: warum ist das Missverhältnis zwischen Wissen und Handeln so groß? Gesunde Ernährung möchten viele Bürger auf ihren Tellern für sich und die Familie, doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Das liegt auch daran, dass die Lebensmittelindustrie so eine großeLobby hat und es immer noch Produkte auf dem Markt gibt, die sehr ungesund sind, aber mit besten Inhaltsstoffen locken: das Gute aus der Milch, mit Calcium und Vitaminen … blablabla! Eine Schande, leider erlaubt und besonders hart trifft der Zucker und die Lügen die Kleinsten;  denn grad die Nahrung für Kinder ist oft ein Mittel zum Zweck – für „süßen“ Profit.

„Wir sind uns heute ja ziemlich einig“ sagt ein Gast „kommen auch andere Gäste zum Salon, die konträre Meinungen vertreten? Geht es manchmal auch sehr kritisch zu?“ Eine Frage, die heute gleich zwei Mal zwischen den Stühlen steht. Die Tischkultur - brauchen wir eine Stoffserviette?Wobei ich nicht ganz der Auffassung bin, dass wir uns so hundertprozentig einig sind; denn wir diskutieren zwischen Suppe und Hauptgang die Veränderung der Produkte, beispielsweise des Mehls und der Vernachlässigung des guten Brotes. Meine Meinung ist eine Andere, denn es gibt gutes Brot aus Traditionsbäckereien und es gibt auch gutes und gesundes Gemüse. Ha, da macht sich gleich der nächste Punkt breit: Bio – ja oder nein?

Dogmen sind Nichts für mich. BIO? Mein Genuss heißt regional und ich möchte essen was mir schmeckt, worauf ich Lust habe und nicht was „man“ mir vorschreibt. Jetzt ist das Salongespräch auf Trapp. Das macht Freude und die Gäste sind in ihrem Element. Da kommt der Kindheitsspinat auf den Tisch, der viel gepriesene; leider stimmten die Zahlen nicht und tausende wurden mit der grünen Matsche gequält und? Was hat es geholfen? Für mich gibt es kein System, das keine Fehler macht. Und die Statistiken, also bitte! Da bin ich gleich mit dem Bauchgefühl zur Stelle und frage provokant: „Brauchen wir denn wirklich immer eine Referenz?“ Ja, aber ich habe gelesen, dass es nicht nur ungesund sondern auch krebsfördernd ist, sich von rotem Fleisch zu ernähren, echauffiert sich eine Dame. Es gäbe doch diese Tests und Studien und daran könne sie doch glauben. Leichtes Zögern macht sich in ihrer Stimme und der Stimmung an der Tafel breit. Ich lasse die Gäste diskutieren und gehe in die Küche um den süßen Abschluss zu holen.

Heute ist der Tisch wirklich eine gute Bühne und die Gäste sind die Protagonisten. Offen mit Geist, Witz, zu Nachdruck und Überzeugungen kommen die Argumente und es ist genau die Stimmung im Salon, die ich mir wünsche. Herrlich diese Gästeschar! Und für mich ein besonderer Glanzpunkt; ein neuer Platz wird angeboten. So viel sei schon einmal verraten: zum Sommer könnte es sein, dass wir uns im wundervollen kleinen Lüneburg treffen. DANKE für dieses Angebot und sehr gern komme ich in die Hansestadt meines Heimatlandes Niedersachsen.

Moderner Abschluß des Salons: DessertMit dem süßen Happs zu heißen Kaffee schließen wir diese Runde ab. In guter Tradition werden Hände geschüttelt, Küsschen verteilt und schon erste interne Verabredungen getroffen. Herzlichen Dank an ALLE und bis zum nächsten Ma(h)l – ich bin schon sehr gespannt, wen ich wann von Euch wiedersehen werden.

Auf Wiedersehen im Salon – Ihre und Eure Katrine Lihn

Ein ganz großer Dank geht an meine Freunde im Hintergrund; an Mutmacher, Taschenträger und Türenöffner!

 

Vom Essen zum Genuss

3 thoughts on “Vom Essen zum Genuss

  • 2. März 2016 at 17:51
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    Ich habe den Bericht. Ãœber Ihren „Genuss-Salon“ gelesen und finde Ihre Idee wunderbar. Aber wird nur diskutiert über
    Lebensmittel, Speisevorlieben, Bio etc, das fände ich etwas einseitig, denn Sport,Politik etc. stehen wohl auf dem
    Index??
    Welche Altergruppe sprechen Sie an?? Ich bin lange Zeit „raus“ aus dem Berufsleben, immer noch „Neuhamburgerin“ und wünschte
    mir sehr lebendige niveauvolle Tisch/Gesprächsrunden, ….nur für 30/40 jährige bin ich die Mutter/Großmutter.
    Haben Sie auch an Tischrunden für „Ältere“ evtl. gedacht. Vorschlag!!

    Ich finde – nochmals – Ihre Idee wunderbar. Weiter so

    Grüße Marianne Wagner

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    • 3. März 2016 at 11:21
      Permalink

      Liebe Marianne Wagner,

      eine ausführliche Antwort sende ich per Mail 🙂
      Vielen Dank für die Komplimente und an der Tafel sitzen Menschen ab 30 Jahre, eine Grenze nach oben gibt es nicht!
      Bisher war der jüngste Gast 28 Jahre und der älteste 85 Jahre; es gibt also keinen Grund sich über „ALTER“ Gedanken zu machen. Die Themen betreffen das Leben… melden Sie sich also gern an.
      Mit einem gastrosophischen Gruß Katrine Lihn

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      • 6. Februar 2017 at 9:13
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        It’s a plarsuee to find someone who can think so clearly

        Reply

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