Was ist schön?

Genuss Salon 08.07.2016 keine Kommentare

kleine Törtlein mit Erbsen„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ Nein, nein, darum geht es heute nicht. Die Frage des Abends richtet sich allgemein an die Schönheit: was ist schön? Das ist (eigentlich) nicht zu beantworten, denn jede Antwort ist abstrakt. Lässt sich Schönheit bewerten? Gibt es eine Norm für zu viel, zu wenig, zu was-auch-immer?  Wir sitzen an der Tafel in einem schönen Haus, mit herrlichen frischen Speisen zu spritzigem Wein. Eine Gruppe von acht Menschen, die sich untereinander ganz gut bis sehr gut kennen. Die Ausnahme bilde ich, denn ich kenne diese Sieben eigentlich gar nicht. Stimmt so auch nicht, der Co-Gastgeberin Rita bin ich zumindest schon einige Male begegnet, wir tauschten uns aus, sonst wäre es ja auch nicht zu diesem Salonabend gekommen. Ihren Mann treffe ich heute zum zweiten Mal.

 

Von „kennen“ kann da keine Rede sein und ob das schön ist? Ja, das ist eine gut Frage. Können Situation überhaupt schön sein oder sind die nicht eher angenehm, erfreulich, beglückend. Welche Definition ist richtig? Und da kommt die Frage komplett in’s Wanken; denn wer entscheidet über richtig und falsch? Heute Abend sitzen wir an der gastrosophischen Tafel um uns über die Schönheit zu unterhalten und was „das“ sein mag. Wer beurteilt die Merkmale zwischen Schönsein und Hässlichkeit. Ist das nicht immer die Frage des einzelnen Betrachters? Und ist das dann eine Feststellung oder eine Betrachtung? Die Diskussion ist im vollen Gange. Männer denken anders über Schönheit als Frauen, da steht die Funktionalität im Vordergrund. Ups! Wer erklärt mir die Funktionalität von Brüsten? Ja, aufgepasst und mitgemacht; es sind die Worte, die die Feststellung machen.

 

ein gedeckter TischGrundsätzlich gilt für diesen Abend wie für alle Tafelrunden; ich möchte dass meine Gäste Spaß haben, Freude empfinden und sich am Austausch wie an den Speisen laben. Das Wort nährt den Geist, der wird mit den guten Zutaten bereit sein, die Sätze zu erfassen und vielleicht glücklich satt, milde stimmen oder auch nicht. „Das hat doch mit Schönheit nichts zu tun!“ ereifert sich ein Gast. Der Duden schreibt dazu, dass die Schönheit ein weibliches Substantiv mit Worten wie Anmut, Charme, Anziehungskraft und Liebreiz in Verbindung stehe, es sei immer etwas Schönes gemeint, also etwas an einer Sache schön zu finden sowie an einer Person. Na prima, das hilft gar nicht weiter. Der Duden braucht vielleicht eine Neuauflage. Egal! Eins steht fest, die Definition von Schönheit steckt voller Konflikte und Widersprüche. Schönheit ist im höchsten Maße auch Mode abhängig. Dafür sprechen alle Wettbewerbe dieser Welt; es gibt Misswahlen, Hundeschauen, Blumenzüchterkunst, Architekturausschreibungen undsoweiterundsoheiter. Dabei werden Maßstäbe festgelegt, um Normen zu bestätigen. Höhe, Weite, Beinlänge, Deckfähigkeit (gern bei Stieren und Hengsten genommen 🙂 .

 

Bestimmte Bauweisen lassen sich an Jahrhunderten festmachen, genauso wie das Schönheitsideal der Menschheit: mal sollen Männer besonders männlich sein, breite Schultern und viele Muskeln haben, Frauen dagegen langes seidiges Haar tragen, kurze oder längere Fingernägel, mal dünn und dann mal wieder barocker sein. Es lässt sich wirklich nicht zusammen fassen was nun schön ist und was nicht. Eines steht sicher fest, jede Zeit trägt eigene Ideale, Vorstellungen und Maße. Unsere Einstellungen ändern sich mit den Jahren, in der Jugend ist vieles schön weil es „Kult“ ist, Protest oder Ja-sagen ist mal weniger mal mehr angesagt. Das Leben im Besonderen ist schön, bietet es uns jeden Tag neue Anregungen und auch in den Abschreckungen, dem Terror, den Unstimmigkeiten und Ärgernissen lässt sich Schönheit ausmachen, das liegt eben ganz bei jedem Einzelnen.

 

eine Schüssel mit Tiramisu

 

Insoweit ist dieser Abend ein sehr schöner: anregend, reich an Gesprächen, gespickt mit vielen Lachern umspielt auch von nachdenklichen Tönen. Die Süße des Tiramisu liegt dazu beglückend auf der Zunge, so als wolle die Ãœbersetzung des zieh-mich-hoch (italienisch tirami‘ su) ein Merkmal oder sogar ein Ausrufezeichen sein – lass Dich nicht hängen, Schönheit ist immer vorhanden.

Es war mir eine große Freude an der Tafel in Clausthal-Zellerfeld sitzen zu dürfen und ich freue mich schon auf ein nächstes Ma(h)l.

Katrine Lihn – mit einem Zitat von David Hume*

* „Die Schönheit der Dinge, lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet“

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