Wie schmeckt eigentlich Heimat?

Genuss Salon 19.03.2016 keine Kommentare

gedeckter TischDer Genuss- und Gesprächssalon öffnet seine Türen in meinem Elternhaus in Osterode am Harz. Eine weitere Premiere in diesem noch jungen Jahr, der andere Premieren folgen werden. Spannend und wirklich so wundervoll ist diese Zeit mit meinen Gästen. Verliebt in den Geist der Stunden, so fühlt es sich für mich grad deutlich an. Das Herz frohlockt, die Sinne beseelt und die Stimmung entsprechen großartig!

Vielen Dank an dieser Stelle als erstes an MamaJutta, die in gewohnter Art offen und mutig die Tür zu ihrem Haus öffnet um Menschen hereinzulassen, die sich nicht kennt. Das ist eine wirklich wahrhaftige Geste! Das mag zum Einen daran liegen, dass sie immer gern Gäste hat und auch daran, dass ich bereits als Kind so gern an der Tafel saß, Geschichten hörte und selber erzählte und sie mich deshalb ermunterte einen Salon an ihrer Tafel zu veranstalten. Unsere besondere Mutter-Tochter-Beziehung ist dem geneigten Leser bereits bekannt und so ist diese weitere Hommage hier aus meiner Feder liebevoll und für mich ganz natürlich! Außerdem erbringen wir als Familie damit den Beweis, dass Essen die Seele berührt, der Satz „Du-bist-was-Du-isst“ auf uns hundert Prozent zutrifft und Liebe eben durch den Magen geht. GUT!

Auf meine Frage; wie schmeckt Heimat haben die acht Gäste sehr spontan, offen und schmunzelnd Harzerwasserregal am Buntenbocker Teich

geantwortet: Reibekuchen – Heringssalat – Eier in Senfsauce – Blutwurst zum Brot – und der Duft aus der Küche. Zur Begrüßung stehen wir mit einem leichtem rosé Winzersekt zusammen: neun Damen und ein Herr. Meiner Bitte an alle Gäste zum Auftakt jeweils den Vornamen zu nennen und neben der Erinnerung an eine Speise ebenfalls zu sagen; wo Heimat ist? kommen Alle offensichtlich gern nach. Der Abend der Gastrosophie ist eröffnet und die Spannung steigt. Die Regeln sind rasch erklärt und die Freude über meinen Blick über den Tellerrand wird von den Anwesenden mit Nicken, Lächeln und gemurmelter Zustimmung goutiert. Äußerst interessant und somit auch ein Spiegel der Zeit ist, dass für MamaJutta Heimat und Osterode untrennbar von einander sind, da sie ihr Leben hier schon immer verbringt. Andere sehen die Familie als Heimat an und empfinden dass Heimat dort ist, wo sie sind und leben. Meine Ãœberzeugung, dass Heimat dort ist, wo es schön ist und ich grad lebe und bin, teilen die Gäste. Wie schön und nun bitte zu Tisch!

 

eine geräucherte Forelle und ein Messer gemeinsam auf einen BrettAls ich für eine Moment in der Küche verschwinde, habe ich ganz vergessen zu sagen: „Habt Spaß und bitte redet ganz viel miteinader!“ Ich bereite die Vorspeise zu und muss herzhaft grinsen, denn hinter der verschlossenen Tür höre ich Lachen, Sätze und ganz viel gutes Miteinander. So kann der Abend weiter gehen. Beispiellos, es gibt kein Fremdeln und keine Ressentiments. Es wird geplaudert und das Gespräch am Tisch macht sich selbständig – so is(s)t es von mir gewollt.

Eine der Regeln des Salons lautet; wenn die Speisen serviert werden gibt es eine Frage oder einen gastrosophischen Satz über den erst ich – damit die Gäste in Ruhe essen können – spreche und der dann bis zum nächsten Gang diskutiert wird.

An diesem Abend bin ich sehr überrascht: alle am Tisch sind sehr gut informiert, Speisen, Lebensmittel und die Trends von bio über vegan bis zu paleo gehören zur Grundlage der Frage: ist es wirklich so, dass wir sagen können: Du bist was Du isst? Kommen die Trends nicht von außen auf uns zu und wie gehen wir mit unserem eigenen Ess-und Kaufverhalten um? Welche Themen bewegen uns wirklich? Kartoffeln und Lauchzwiebeln in einem MuffinblechDie Stimmung ist locker, dennoch wird Ernstes nicht ausgespart. In der momentan Heimat (fast aller Gäste) im Harz gibt es Frisches vom Land – Bauern mit denen die Verbraucher sprechen können und Sicherheit über die Herkunft von Milch und Eiern. Das macht viel aus beim Einkaufen und gibt der Gemeinschaft ein gutes Gefühl beim gemeinsamen Mahl; sowohl hier und heute als auch in den eigenen vier Wänden. Die Runde entpuppt sich als kulinarischer Freundeskreis. Da wird herzhaft gelacht, nachgefragt und dann ernsthaft über die Tötung der Tiere philosophiert.

Plötzlich ist es etwas stiller am Tisch. Ja, es ist nicht immer leicht den Wahrheiten in’s Auge zu sehen. „Warum hast Du keinen Jagdschein?“ Ach, diese Frage wird in letzter immer öfter an mich gestellt und ich überlege ernsthaft, ob ich ihn nicht doch noch absolvieren sollte. Früher wollte ich es nicht und heute ist es zeitaufwendig und sehr kostspielig. Na mal gucken, was sich in diesem Jahr noch so entscheidet.

Während der letzten dreißig Minuten taucht eine spannende Frage auf: „Werden wir uns wirklich so in dieser Runde nie mehr wiedersehen?“ Tja, ich gebe diese Thematik an die Runde zurück. „Wer könnte sich denn vorstellen mir die Tür zu öffnen?“ Pfiffig antwortet eine Dame, „na hier ist doch ein großartiger Platz in Deinem Elternhaus und einmal im Monat könntest Du doch nach Osterode kommen!“ Huch, damit habe ich ehrlich gesagt gar nicht gerechnet. Es ist ein großes Kompliment, doch einmal im Monat das ist nun mehr als übertrieben. MamaJutta schmunzelt und schweigt.

Wie schmeckt eigentlich Heimat? Das haben wir heute Abend für uns besprochen und in Teilen geklärt. Es ist mir eine große Ehre mit weiteren Ansätzen und neuen Ideen den gastrosophischen Salon ein

Schatten im Grasweiteres Mal in meine Kindheits-Heimat den Harz zu bringen. Wer öffnet mir am 08. Juli 2016 seine Tür? Passend zur Heimat möchte ich mit meinen Gästen über die Ahnen sprechen, wer sind wir und wo kommen wir her?

In den Stunden dieses Samstages wurde mir sehr bewusst, das Gefühle uns beim Genuss steuern (können) und dass die Herausforderung mit fremden Menschen an einer Tafel zu speisen und zu sprechen dem Wunsch nach Nähe und Gemeinschaft entspricht.

Es ist eine Art Lebenskunst, die in den vergangenen Jahren etwas in’s Abseits rückte, doch wir haben heute deutlich gespürt, wie verbindend und bereichernd das gemeinsame erste Ma(h)l sein kann.

Essen als Seelenöffner um Menschen mit Gemeinsamkeiten zusammen zu bringen, mein Wunsch wurde an diesem Abend wahr. Mein Dank gehört allen Gästen – Ihr seid eine erstklassige Runde gewesen und ich hoffe sehr auf ein Wiedersehen!

Katrine Lihn – mit philosophischen Erkunden zu Geist und Speisen

Wie schmeckt eigentlich Heimat?

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