Die Kümmererkultur

Genuss Lebensglück 01.08.2016 keine Kommentare

Blick über den Templiner SeeEs gibt noch was zu tun! Täglich pilgern Millionen von Menschen zu ihrem Arbeitsplatz, um in Lohn und Brot zu stehen, die Zeit mit den Kollegen zu verbringen, einem geregeltem Leben nach zu gehen. Manche von ihnen verbringen mehr Stunden an diesem Ort, als zuhause bei ihrer Familie und oder mit ihren Freunden. Die wenigsten wollen ein Leben ohne Arbeit. In der modernen Arbeitswelt wünschen sie sich Erfüllung, eine angenehme Atmosphäre und Anerkennung. Gut! Und doch nicht gut genug. Das Beratungsgeschäft boomt wie verrückt. Wie Pilze aus dem feuchten Waldboden bevölkern Coaches die Welt. Es fehlt den Denkern, den Machern und Schaffern augenscheinlich an Zutrauen, vielleicht weil Eigenverantwortlichkeit nicht unterstützt wird? Vielleicht weil es eine Art von Überforderung gibt? Zu viel Job für zu wenig Miteinander? Trau Dich doch, Du kannst das! Guter Rat scheint in der heutigen Welt nicht nur rar, sondern auch kostspielig zu sein.

 

 

Hört niemand mehr auf seinen Bauch? Oder wenn nicht auf den, dann vielleicht auf die weisen Empfehlungen von Großeltern oder ziemlich besten Freunden? Die Gesellschaft scheint überfordert, von sich selbst, der Technik und dem ganzen Tamtam. Gleichwohl ist es nicht leicht sich auszuklinken, einen eigenen Weg zu gehen und sich einige Tage, möglicherweise auch Wochen von der digitalen Welt zu verabschieden, um Ruhe für das Wesentliche zu haben. Oder gar herauszufinden, was ist denn eigentlich das Wesentliche?

 

altes HausIn der neuen Welt hat diese Phase schon einen Namen: die digitale Abstinenz! Anleitungen sich sich selbst zum Offliner zu machen werden aus dem Internetz gleich mitgeliefert. Ja, das ist auch für mich nicht ganz leicht. Ich arbeite mit Internetplattformen, lese in Foren für mich Interessantes nach und JA! ich bin bei facebook, twitter und instagram mit einem eigenen Konto angemeldet, selbstverständlich habe ich auch eine Pinnwand bei pinterest. Doch das verpflichtet mich zu Nichts, es hilft allerdings dem Ego viele „LIKES“ zu bekommen, Kommentare zu erhalten und sich mit Anderen über Anderes auszutauschen. In meiner realen Welt habe ich einige „Freunde,“ die ich tatsächlich zuerst in der virtuellen Welt traf.  Für meinen Salon und meine Arbeit als Gastrosophin ist das Internet jedoch eher ein Informationskanal, sowie eine Marketingplattform; denn das Gros meine Menschen, meine Kunden, Gäste und eine Vielzahl meiner seit Jahrzehnten bestehenden Freunde sind nicht auf den oben genannten Plätzen zu finden, oder wenn, dann nur sporadisch und um meinen Spuren zu folgen.

 

Stulle aus dem OfenEs ist mir (auch) daher eine sehr große Ehre, dass ich in vergangenen Wochen mit anderen Menschen zusammen sitzen konnte, um Ratschläge zu geben, Ideen zu generieren und mich als Kümmerin zu betätigen. An etliche Tische und Tafeln wurde ich gerufen (gebeten), auch am See im Gras auf einer Decke durfte ich ebenfalls Platz nehmen, um selbstgemachte Brause zu trinken und meine Ofen-Stullen zu vertilgen. Ja, die junge Generation fragt nach Ideen für gemeinsame Mittagessen, möchte sich als Chef richtig benehmen und ringt hier und da um den richtigen Ton, sowohl verbal als auch orthografisch. Danke, an dieser Stelle dafür!

Diese Art von Austausch fühlt sich sehr gut an. Es macht mich auch ein bisschen stolz, den jungen Unternehmern mit meiner Erfahrung zur Seite zu stehen. Für mich zählt als erstes der Mensch, er ist es der das Leben wertvoll macht, seine Gedanken, seine Ängste, sein Geschmack; sein einmaliges individuelles Sein. Klar, diese Wahrnehmung ist erst einmal subjektiv, denn auch ich schaue keiner Seele direkt in ihre Mitte. Doch die Lebenserfahrung gibt mir viel, als aufmerksame Zuhörerin sowie als engagierte Begleiterin sehe die Gesten und spüre die Emotionen der Anderen. Die Kümmererkultur gehört für mich zum Thema Lebensglück ganz einfach dazu. Fangen also an es uns schön zu machen; in uns, mit uns und den Anderen.

Ihre Katrine Lihn – mit dem Sinn für ein sinnvolles Miteinander

Die Kümmererkultur

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