Frischer Wind

Genuss Salon 09.05.2016 keine Kommentare

Kacheln sind überall, Lissabon

Alfama! Die Schönheit des Neuen entdecken. Das ist unser Ziel. Zur Auszeit nehmen wir einen großen Schluck aus der Pulle der Inspiration Lissabons. Wow! Überall sind Kacheln, an den Fassaden, auf den Gehwegen und in den Häusern. Die Azulejos begleiten uns auf Schritt und Tritt. Seit Jahrhunderten schmücken sie die Stadt auf dekorative Weise. Unsere kleine Reise und Entdeckungstour steht leider im Zeichen des schlechten Wetters. Sturzartige Regengüsse und Wind mit einer Geschwindigkeit von mehr als 35 Stundenkilometer machen die Ausflüge durch die Gassen und Parks zu einer Herausforderung.Alfama!

Sprichwörtlich stehen wir Mitten im Wind, allerdings plus Regen. Pah! Im Mai sind 24 Grad normal, nun erleben wir die Ausnahme von der Regel.

So kann es sein…

Das passt zumindest philosophisch zu meiner Idee des „frischen Windes;“ dabei geht es um die Mischung aus innerer Sonne zwischen dunklen Wolken. Das freie Bewusstsein folgt unbewusst den Spuren des Nachtzuges nach Lissabon. In den Scheiben der Geschäfte, Museen und Ausstellungen spiegelt sich immer wieder auch das eigene Spiegelbild. Wie „Mundus“ (der Hauptakteur aus Nachtzug nach Lissabon) drehe ich die Zeit einfach zurück und lebe das Leben aus einem anderen Blickwinkel. Dies entspricht dem traumgleichen Wunsch, jenen Punkten der Vergangenheit eine neue Richtung zu geben. Dazu scheint hier der ideale Ausgangspunkt.

Im Schaufenster

 

Die Leichtigkeit scheint den Menschen hier nicht gegeben zu sein. Wird den Portugiesen ein großer Hang zu einer sehr starken Melancholie nachgesagt. Sie fühlen sich getrieben von einer Art Sehnsucht, der Saudade. Die findet ihren deutlichen Ausdruck in den Gesängen des Fado. In schweren Klängen, einer Art Klagelied, die vom Verlust und der vergeblichen Liebesmüh berichten. Überall gibt es kleine Lokale mit LIVE-Musik zu diesen Themen und sogar ein Fado-Museum.

„Wie sehe ich mich und wie sehen mich die Anderen?“ Diese Frage begleitet mich seit vielen Jahren. Stark ist die Ausstrahlung, doch wie sieht es im Innersten aus? Hoch über der Stadt spüre ich die Kraft der Farben (trotz des Regens) und genieße die atemberaubenden Ausblicke.

 

 

Graca - Stadtteil Lissabon

Lissabon! In den Gassen und Gässchen gibt es viele sehr alte Häuser; unglaubliche Schönheiten stehen neben hutzeligen Abbruchüberbleibseln. Diese Art der Impressionen verfügen über eine anziehende Magie der Stille. Es scheint, als seien selbst die Touristen hier anders, leiser. Obwohl die Plätze und Kirchen prall gefüllt sind, ist es weder unangenehm, noch kreischend. Respekt könnte das Schlüsselwort sein. Auf jeden Fall ist es anders als in den bisher von mir besuchten südländischen Städten und Orten. Stiller, leiser, angenehm.

 

Maria Clara

Die Kirchen finde ich alle wundervoll; sie sind geöffnet und der leicht rötliche Schein, der flackernden Kerzen zaubern Friedliches auf die Gesichter der Besucher. Mich begeistert die Basilica dos Mártires. Hier scheinen die Frauen eine besondere Rolle zu spielen. So viele Figuren, Heilige und Betende habe ich lange nicht gesehen. Die Straßen, Gässchen und Plätze hinterlassen trotz des Regens einen „guten“ Eindruck.

So Vieles gilt es noch zu entdecken! Da sind diese minikleinen Lokale, alle leicht schmuddelig, doch liebenswert zugleich. Das mögen früher Garagen oder einfach nur Eingänge zu Häusern gewesen sein. Egal! Es duftet nach Zimt und Kaffee. Lissabon ist bekannt für seine Vielzahl an Cafés mit besten Kaffeesorten und süßen Verführungen. In den Vierteln Baixa und Bairro Alto scheint die Zeit stehenzubleiben, obwohl es viele Modernisierungen sowie Renovierungen gibt.

 

 

Auf wundersamste Weise fühle ich mich dieser Stadt verbunden. Das mag an den Plätzen liegen, den allgegenwärtig liebenswerten Menschen, der Faszination des Tejo sowie den manigfachen traditionellen Geschäften. Es ist nicht real zu benennen, doch das Leben fühlt sich leicht an auf den Parkbänken des Miradouro. Wenn die Sonne nun auch noch schiene, dann wäre ich vielleicht verloren zwischen Tradition und Moderne.

Kaffee und Nata

 

So passt dieser vor sehr langer Zeit gesagte Satz:

„Niemals war mehr Anfang als jetzt.“ Wait Whitman (1819-1892)

Katrine Lihn – auf den Spuren von Mundus

Frischer Wind

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