Als ich vor genau zehn Jahren das erste Mal zum Salone del Gusto nach Turin reiste, kannte ich Bella Italia von der Toskana und Südtirol. Der Piemont war mir gänzlich fremd und bei Turin dachte ich eher an Fiat als an schöne Genüsse. Ja, wer reist erlebt viel. Lernt Neues und manchmal gibt es besondere Begegnungen. 2013 lernte ich am Flughafen von Turin die fabelhafte Silke kennen. Und jetzt sind wir wieder gemeinsam an unserem Herzensplatz. Gracie!
Freundschaften entstehen
Was passiert, wenn sich zwei Frauen, die Italien lieben, sehr gern essen, sich für Kirchen und Museen interessieren plötzlich auf einander treffen? Eigentlich ging es am Flughafen von Turin im Jahr 2013 um eine Busverbindung und das entsprechende Ticket. Jaaaaaa. So kann das gehen, wenn du Silke begegnest oder mir. Gemeinsames entdecken, das mögen wir. Vor zehn Jahren haben wir sehr wahrscheinlich nicht daran gedacht, dass wir zusammen arbeiten werden, uns Veranstaltungen ausdenken und in Bra gemeinsam auf die Slow Food Käsemesse „Cheese“ gehen. Vieles haben wir gemeinsam erlebt. Und ich wünsche mir noch viel mehr!
Sich etwas gönnen. Entdeckungen machen. Dennoch eigene Wege gehen und vor allem, Spielräume lassen, das sind Eckpunkte für ein gelungenes Miteinander. Eine liebt Fleisch, die andere ist überzeugte Vegetarierin, da könnte ein „Carne crudo“ eine Herausforderung werden, deshalb wird gefragt. Stört es dich, wenn ich dieses oder jenes bestelle? Macht es dir etwas aus, dass ich heute noch mal in den Dom möchte?, ich müsste doch noch eine weitere Kerze aufstellen. Lass uns am Palazzo Reale treffen undsoweiter undsoheiter. Es ist nicht leicht, eine Stadt anzuschauen, die wir schon kennen. Oder doch?
Die Werte des Miteinanders
Zum x-ten Mal möchte ich ins Filmmuseum. Ich liebe es dort in der MOLE mit dem Aufzug nach oben zu fahren. Es macht mein Herz weit. Und darum geht’s. Teilhabe! Immer wieder lernen. Von einander. Ãœber einander. Sich respektieren ohne sich zu verbiegen. Keine Forderungen zu stellen, schauen, ob das gelingen kann. Die Werte des Miteinanders sind an erster Stelle Vertrauen und Großzügigkeit. Sich gegenseitig Raum zu lassen. Gemeinsam zu verreisen ist eine komplexe Angelegenheit, die Nachsicht und Milde verlangt – ce la facciamo!Â
Bella Italia
Die Liebe zu Italien teile ich sehr wahrscheinlich mit einem großen Teil der reisenden Weltbevölkerung, das Piemont ist genüsslich und natürlich hat jede Region ihre eigenen Köstlich- und Kostbarkeiten. Das steht außer Frage. Da ich mich jedoch mal wieder in Turin aufhalte, ist es nur logisch, dass ich voller Glückseligkeit davon berichte. Wäre ich in der Lombardei, na, du verstehst mich.
Bella Italia ist eine ehrliche Liebeserklärung. Und ja, Europa ist mir auch anderenorts nah. Ach, ich verhaspele mich in Erklärungen. Schluss damit. Hier und heute ist es die Liebe zu Turin. Punkt. Und auch zu Bra, dieses kleine Städtchen ist eine Verlockung. Hier wollte ich schon immer mal übernachten, naja, das kann in den nächsten Jahren passieren. Es ist herrlich unterwegs zu sein, zu genießen, zu essen und sich in guter Gesellschaft zu befinden. Mi piace!
Turin – amore mio
Die Einfachheit der lokalen Küche, das macht Turin so besonders. Hier erlebe und erschmecke ich meinen ganz persönlichen Satz: Das Beste vom Einfachen auf eine sehr eigene Art. Tajarin-Nudeln, Vitello Tonnato und immer und immer wieder Carne Cruda auch das Piemonteser Tatar genannt. Wobei es große Unterschiede gibt. Die Zubereitungen variieren, je nach Koch und Geldbeutel. Carne di Fassona, das berühmte Fleisch aus dem Piemont, es stammt vom Fassona-Rind. Es gibt von mir dazu eine tiefe Verneigung, meine Ehrerbietung an die Züchter und einen dicken Bacio (Kuss) auf die Stirn der Vierbeiner. Diese Tiere sollen zur ältesten Rasse der Welt gehören, ihr Fleisch ist ungewöhnlich mager für Rinder, der Geschmack ist auch ein anderer. Edel. Ein bisschen zart auf der Zunge – eine ganz fabelhafte Fleischsorte.
Einen feinen kleinen Topf mit Fleischstückchen, einer Sauce aus Kapern, Tomaten, Zwiebeln und Knoblauch, das ist ganz nach meinem Geschmack, dazu gibt es Brot und einen herrlichen weißen Wein aus der Region. Einen Gavi oder einen Arneis, wobei der zweite mir meist zu stark für einen Weißen ist. Probier es selbst mal aus. Solltest du im nächsten Jahr nach Turin reisen, melde dich bei mir. Ich steh gern an deiner Seite, na, das weißt du längst.
Nach der Reise ist auch immer ein bisschen vor dem Verreisen, doch für mich gilt tatsächlich: Zuhause schlägt mein Herz. Ich bin so gern in meiner Wohnung in Potsdam, lebe intensiv das kulturelle und kulinarische Leben meiner Wahlheimat. Meine Nachbarn, meine Freunde genauso wie meine Gäste, meine Kunden, Lieferanten und Produzenten sind meine Wegbegleiter. Ein dickes Dankeschön geht heute an dich und euch. Zuhause mache ich nächste Woche deshalb zu meinem Kernthema – kannst dich schon mal freuen; denn in den Parks und Gärten um mich herum finde ich ganz viel „Italien“ und das „dolce vita“ – diese süße Art des Lebens gehört eh zu mir, wie Sanssouci zu Potsdam.
Nun schwelge ich noch ein bisschen im herrlichen italienischen Sein und sende dir einen Herzensgruß,